Mier sind a silvester i züri gsii.
Eigentlich eine schöne Stadt. Wenn man sich mal die Zeit nimmt, sie nicht nur von der Straße her anzuschauen, wenn man gerade auf dem Weg in den Urlaub ist. Denn da wirkt sie extrem hässlich, verbaut, grau und trostlos.
Die Innenstadt allerdings ist furchtbar schön. Wir waren vom 30.12.2010-01.01.2011.
Kurze Erläuterung zum Hotel: Wir waren im Etap-Hotel untergebracht. Es war recht billig für die zwei Nächte und hatten jetzt auch nicht so die hohen Ansprüche. Allerdings kann man sich auch in einem billigen Hotel die Mühe machen, seine Gäste nicht in einer Rumpelkammer unterzustellen. Die Zimmer haben freundliche Farben und sehen auf den Blick echt toll aus. Auch der CheckIn funktioniert unkompliziert und rasch. Allerdings hatten wir schon bei der Ankunft Probleme, denn rund um das Hotel gibt es genau zwei Tiefgaragen und null Parkplätze. Also mussten wir in der Tiefgarage parken, die sich das Etap-Hotel mit zwei anderen Hotels teilt. Die Nacht, da man Gast in einem der drei Hotels ist, hat dann 21Franken gekostet. Nun zurück zu den Zimmern. Diese werden mit einer Chipkarte geöffnet, die man dann auch, um das Licht bedienen zu können, in einen Schlitz im Zimmer steckt. In unserem Zimmer gab es zwei Betten, ein Französiches und ein Stockbett, über dem Französichen. Die Matratzen beider Betten waren sehr hart. Wer bis zu diesem Zeitpunkt keine Probleme mit seinem Rücken hatte, hat sie auf jeden Fall nach der ersten Nacht. Außerdem gibt es für zwei Personen im französichen Bett nur eine gemeinsame große Decke, die recht dünn war und im Stockbett gibt es einen Teppich, auch recht dünn. Da wir beide nicht gemeinsam im Bett schlafen konnten, haben wir uns in der Folgenacht getrennt. Was dann uns beiden wirklich gut getan hat. In dem Zimmer untergebracht war ebenfalls noch eine Dusche und ein Klo. Das Klo wurde durch eine Spanplatte vom Rest des Zimmers getrennt. Trennte uns allerdings nicht von den Klogeräuschen des anderen. In der Dusche fanden wir erstmal – ohne groß zu suchen – ein fremdes Haar und konnten beim ersten Duschen auch gleich feststellen, dass der Duschkopf kaputt war. Dies reklamierten wir auch gleich bei einem sehr unmotiviert wirkenden Mitarbeiter, der uns versicherte, dass er uns das nicht in Rechnung stellen würde. – Nur zur Erinnerung, wir hatten den Duschkopf schon kaputt vorgefunden, warum also sollte man uns das in Rechnung stellen? – Außerdem war er sich nicht sicher, ob er das überhaupt tauschen könne, weil es bekannt war, dass die immer kaputt gehen und es deshalb sein könne, dass es keinen Ersatz mehr geben würde. Da stellte sich uns natürlich schon die Frage, warum sie genau diese Duschköpfe installieren, wenn es doch eh bekannt ist, dass die flott kaputt gehen? Zu aller Beruhigung: Der Duschkopf wurde tatsächlich ausgetauscht. Ansonsten befanden sich in dem Zimmer noch ein kleines Brett, ein kleiner Hocker, zwei Garderoben und etwa 2qm Platz um sich zu bewegen. Außerdem war die Zimmertemperatur bei diesem Wetter etwas zu niedrig. Aber wer billig bucht, bekommt auch billig Auf jeden Fall war es eigentlich ganz ok, aber die Matratzen sind wirkliche Foltermaschinen. Das CheckOut funktioniert auch sehr einfach, man schmeißt einfach seine Chipkarten in eine Box und nach Hause geht es. Was ich vergessen habe zu erwähnen. Man kann dort auch frühstücken. Dazu muss man nochmals zusätzlich 11Franken zahlen. Wir haben das nicht gemacht, sondern haben unterwegs gegessen. Das Parkticket zahlt man in einem der anderen Hotels, natürlich gegen Vorlage der Reisebestätigung von unserem Hotel. Und das war es dann auch schon.
Am 30.12. haben wir uns erstmal einen Überblick über die Stadt verschaffen wollen – und haben uns dabei gleich mal verlaufen. Der Plan aus dem Hotel war einfach zu ungenau und daher sind wir dann in die falsche Richtung gelaufen. Als wir es dann aber tatsächlich endlich zum Bahnhof geschafft haben, dort im Tourist Information Center einen richtigen Stadtplan gefunden haben, konnte unsere eigentliche Tour beginnen. Und da die Züricher dann doch irgendwie auf Touristen eingestellt sind, war im Stadtplan dann auch gleich mal eine Stadttour verzeichnet, die wir dann auch abgelaufen sind – mit ein paar Haken, aber so im Grunde die gleiche Strecke wie vermerkt. Völlig geplättet setzten wir uns dann auch in ein Vapiano. Ja, das machen wir auch nie wieder. 1. Schonmal im Ausland und dann was Bekanntes ansteuern? 2. Es hat uns einen Sack voll Geld gekostet, denn das Vapiano in Zürich ist mega teuer. Geschmeckt hat es auch nur bis zu dem Zeitpunkt, als sich ein be- oder versoffener Mann zu uns an den Tisch gesetzt hat, uns seine Leidensgeschichte erzählen wollte und mein Freund ziemlich gereizt wurde. Ich war einfach zu müde, um das zu werden. Wir beendeten dann unseren Rundgang nach dem Essen und erkundigten uns, wieder im Hauptbahnhof angekommen, bei einer äußerst netten Bahnmitarbeiterin – sind wir Deutschen von unseren Bahnmitarbeitern ja eher nicht gewohnt – wie wir am Besten wieder zu unserem Hotel gelangen würden.
Ein Einschub: Wenn man die Züricher ganz freundlich anspricht, dann antworten sie einem auch in einem ausgezeichneten Hochdeutsch. Und wenn man planlos in Zürich steht, darf man die auch ansprechen, sie sind äußerst freundlich und hilfsbereit.
Im Hotel angekommen haben wir uns erstmal ausgeruht und sind dann zum Schiffsbau – das ist das Theater in Zürich und befindet sich in einer alten Lagerhalle, in der Schiffe gebaut wurden. Wunderschönes Gebäude. Unbedingt hingehen und ansehen! Dort fand ein offener Theaterabend statt, Eintritt frei. Wir also rein. 1. Sehr beengt, wir mussten stehen, 2. sehr warm, 3. sehr stickig, 4. vor allem für meinen Freund ein Problem: Schwyzerdütsch. Rumdidumm, was soll ich sagen. Ich habe es verstanden, solange die vorgetragenen Dinge noch langsam waren (Sehr toller Wortwitz: Sprecht mal auf Schwyzerdütsch Mottenfaden aus, ich könnte mich wegwerfen), je schneller die aber gesprochen haben, desto schwieriger wurde es auch für mich, dem Schwyzerdütsch zu folgen. Aber, die Züricher haben einen feinen Humor – solange man ihn versteht Wir sind dann auch nach den ersten vier Stücken gegangen und haben den Abend vollends im Hotel ausklingen lassen. Was auch relativ rasch der Fall war, da wir beide vom Rumlaufen ziemlich müde waren.
Am nächsten Tag machten wir uns motiviert auf den Weg. Wir gingen ins Im Viadukt. Unter Bahnbrücken haben sich dort kleine – vor allem Lebensmittel- – Geschäfte eingerichtet. Wer die Arkaden in Berlin kennt, weiß, was ich meine. Unter anderem gibt es dort eine kleine Markthalle, in der man – ich finde für Züricher Verhältnisse relativ günstig frühstücken kann. Das kann man dort übrigens bis 18Uhr. Zwar war Silvestertag, aber sie hatten trotzdem lange offen – bis 17Uhr. Das Frühstück war richtig lecker. Bei mir gab es zwei Sorten Baguette, es war sowohl was für Körnerliebhaber, als auch für Weißbrotliebhaber dabei, außerdem ein Gipfeli (für Nichtschweizer: Croissant), frisch aus dem Ofen, ein Stück Butter, eine oberleckere Quittenmarmelade und ein kleines Birchermüsli. 1. Die verwenden ausschließlich Produkte aus der Schweiz und wenn es sich einrichten lässt auch nur aus der Region. 2. Wer Birchermüsli mag muss dieses unbedingt probieren. Eine Note Zimt, leckere Haferflocken (die nehmen die kernigen), leckerer Joghurt und ich glaube auch noch Rosinen. Auf jeden Fall ein Traum. – Wir haben vorgestern versucht es nachzumachen, es hat zwar auch sehr lecker geschmeckt, aber irgendwas hat gefehlt. Wir wurden von einem sehr netten Herrn bedient, der, so vermute ich, auch nicht gebürtig aus der Schweiz stammt. Mit ihm haben wir uns über das wunderbar bunte und schöne Geld unterhalten und auch, dass Schwyzerdütsch nicht so einfach zu verstehen ist.
Kleine Anmerkung: Ich hatte eigentlich keine Probleme, außer bei besagter Verstärkung der Sprechgeschwindigkeit. Mein Freund hingegen war über angewandtes Hochdeutsch seitens der Schweizer sehr erfreut.
Als wir uns dann also gestärkt hatten, begann unsere zweite Begehung der Stadt. Allerdings mussten wir zuerst noch ins Museum für Gestaltung, denn da war eine interessant klingende Ausstellung. Sagen wir es so: Ich mit 70% der Exponate nichts anfangen, die Künstler werden sich aber bestimmt Mühe gegeben und was dabei gedacht haben. Und die Jury, die diesen Künstler und den ausgestellten Exponaten Preise verliehen haben, bestimmt auch. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein Kunstbanause und erkenne nicht, was an ausgestellten Kleidungsstücken oder Bildern, die aussehen, wie Urlaubsbilder von uns aussehen könnten, der künstlerische Nutzen ist. Wie gesagt, mein Vermögen, dies einzuschätzen, sei hier in Frage gestellt. Nach dem Museumsbesuch musste ich dann erstmal die rote Rübe verspeisen, die mir eine Marktfrau geschenkt hat. Ich wollte sie ja sogar bezahlen, aber sie hat sie mir geschenkt. Rote Rüben sind toll, sie schmecken ein wenig süßer und feiner als gelbe Rüben. – Für alle, die diesen Begriff nicht kennen: Gelbe Rüben sind Karotten. – Und dann ging es auch schon weiter auf den Berg. Zuerst eine Kirche besichtigen – ich habe den Namen im Moment vergessen, aber sie sah auch nur von außen wirklich toll und interessant aus – dann immer weiter den Berg hinauf und zur Uni. Von dort aus hat man einen wunderbaren Ausblick und man glaubt es kaum, wenn man von dort die Stufen wieder hinuntergeht, ist man in weniger als 10 Minuten in der Altstadt. Unser Ausblick war leider nicht ganz so weitschweifig, denn die ganzen Tage, die wir in Zürich waren, war es neblig. Aber wir konnten uns vorstellen, dass man weit – also bis zum nächsten Berg auf der anderen Seite Zürichs – schauen konnte. Wieder unten in der Stadt angekommen mussten wir noch kurz was einkaufen und eine Burewurscht verspeisen. Äußerst lecker. Und ja, eigentlich hat die sich nur mein Freund gekauft, aber ich hab auch einzwei Bisse bekommen. Mir gefällt im Übrigen, dass die zu ihren Gerichten, die so auf der Straße verkauft werden, kleine Holzofenwecken mitgeben und nicht diese Wasserwecken, wie bei uns. Schmeckt viel besser. Ebenso wie besagte Wurst. Aber die gibts bei uns so in der Art leider nicht.
Mal wieder ein kleiner Einschub. Ich habe gerade nach dieser Art Wurst gesucht, Wikipedia – nicht immer wirklich zuverlässige Quelle, aber ich wollte es euch nicht vorenthalten – behauptet, dass diese Wurst aus Österreich stammt.
Nach dieser Stärkung ging es erstmal wieder ab ins Hotel, denn am Abend würde am Zürichsee ein großes Silvesterfest stattfinden und da wollten wir ausgeruht hin.
Der Silvesterabend in Zürich – oder Züri, wie die Einheimischen sagen. Dick eingepackt, ich mit zwei Strumpfhosen übereinander, einem Top, einem TShirt und einem Pulli, zwei Schals, Handschuhen, gefütterten Stiefeln und dicker Jacke, ging es am Abend dann wieder in die Stadt. Und bei uns ging es wirklich, denn wir liefen – bis auf die eine Fahrt am Abend davor – die knapp 2,9km bis in die Innenstadt. Da läuft man direkt durch ein Viertel, in dem es lauter indische Läden gibt.
Ein kurzer Gedanke: Das ist jetzt nicht diskriminierend gemeint, aber irgendwie ist es lustig, Inder, Chinesen oder Türken zu hören, die auf Schwyzerdütsch miteinander sprechen. Genauso eigenartig fanden wir es auch bei unserem Urlaub in Italien, wenn sich Asiaten lebendig und temperamentvoll auf italienisch verständigen. Aber vermutlich klingt es für andere auch lustig, wenn die bei uns Deutsch sprechen.
Als wir dann immer näher in die Innenstadt kamen, wurden die Menschenmassen auch immer mehr – am Tag danach wurde im Radio verkündet, dass am Silvesterfeuerwerk mehr als 170.000 Menschen teilgenommen haben. Und der Supermarkt am Bahnhof hatte sogar bis 21Uhr geöffnet, nicht so wie bei uns, dass die Läden an Silvester schon um 16Uhr schließen. Auf jeden Fall wurden wir am Ufer des Sees schon mit lauter Musik und köstlichen Gerüchen begrüßt. Es war ein buntes Treiben und hat Spaß gemacht, über das Fest zu laufen – auch wenn es wirklich so richtig, richtig, richtig kalt war und gegen später auch immer kühler wurde. Mein Freund und ich gönnten uns einen gegrillten Bündnerfleischspieß. Komisch denkt ihr jetzt vielleicht, Bündnerfleisch ist doch geräuchert, warum dann also nochmals grillen? Das Fleisch war natürlich nicht geräuchert. Vermutlich kam es einfach aus der Gegend oder aber mit den Gewürzen, die da drauf waren, sollte es nach Bündnerfleisch schmecken. Egal wie, es hat lecker geschmeckt und wir bekamen dann auch gleich wieder diese leckeren Holzofenwecken dazu. Wie gesagt, unsere Bäcker und Schnellimbissbetreiber könnten sowas auch verkaufen, ich glaube, das würde auch bei unseren deutschen Kunden gut ankommen. Außerdem verköstigten wir uns noch mit indischem Essen – vegetarisch, aber nicht ganz so die Offenbarung – und ich gönnte mir noch einen Racletteteller. War lecker, auch wenn das 3cm große Gürkchen ein Witz für die Portion Käse war. Hat trotzdem lecker geschmeckt. Und wenn man schon in der Schweiz ist, sollte man doch auch was Typisches essen, oder? Falls ihr auf Festern in der Schweiz Bier trinken wollt – zumindest war es bei diesem Fest der Fall – dann lasst euch nicht zurückschrecken, denn man bekommt es in Dosen. Auf dem ganzen Fest habe ich keinen Ausschank mit Gläsern gesehen. Aber eigentlich nicht schlecht, denn es geht nichts zu Bruch und es kommt keiner auf die Idee, den Bierkrug einem anderen über den Schädel zu ziehen. Was es auch noch gab war für mich eine Schokobanane und für meinen Freund Apfelchüchli. Die Schokobanane war richtig lecker und wurden auf eine tolle Art angeboten: Die Früchte werden direkt in die warme Schokolade getunkt und so rausgegeben. Bei den Temperaturen, die wir hatten, ist die Schokolade dann auch gleich ausgehärtet. Außerdem kann man aussuchen, was man dazu möchte. Es gibt entweder so Nusskrokant, Zuckerperlen oder andere Dinge, die dann auf die noch warme Schokolade gestreut werden. Und durch das Aushärten bleibt dann auch alles haften. Für die Sparfüchse unter uns: Für diese zusätzliche Zutat muss man übrigens nicht mehr zahlen.
Ab 23:30Uhr suchten wir uns am Ufer einen Platz, an dem wir gut auf den See blicken konnten. 00:20Uhr ging es dann auch los. Zuerst wurden alle Beleuchtungen um den See ausgemacht. Eine interessante Atmosphäre, wenn plötzlich alles dunkel ist, mitten in einer Großstadt. Und dann wurde das Feuerwerk mit kräftigen Schlägen eingeläutet. Ab diesem Moment hieß es 20minütiger Feuerwerksspaß mit viel Ah, Oh, Wow,… Das Feuerwerk wird von den Gastronomen der Stadt gesponsert und diese ließen sich wirklich nicht lumpen. Ein Highlight jagte das nächste. Wirklich schön, mal ein so riesiges Feuerwerk zu erleben.
Nach dem Feuerwerk zerstreute sich die Menschenmasse wieder und man konnte noch weiterfeiern.
Ich muss sagen, es war mein schönstes Feuerwerk, das ich je gesehen habe und mein entspanntestes Silvester, das ich je gefeiert habe, wenn man das Hotel außer Acht lässt.
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