Hier steh ich nun also. Ein wirklich komisches Gefühl, tatsächlich fertig zu sein. So lange habe ich auf ein Ziel hin gearbeitet und war immer damit beschäftigt, Hausarbeiten, Klausuren, Referatsterminen, Sprechstunden und Arbeitsmaterial in der Bibliothek hinterher zu rennen, dass ich dann doch plötzlich hinter dem Ziel stehe. Ein Jahr absolute Lernzeit, Anstrengungen, Power, Stress, Müdigkeit, lange Nächte, Lustlosigkeit, Frustration und vieles mehr und nun ein Nichts. Was nun? Was will ich nun vom Leben? Oder war es doch nicht das Ende und meine letzte Anstrengung wird durchfallen? Ich weiß es nicht, aber was ich weiß ist, dass ich diese dann zum Glück wiederholen kann, aber ein Jahr verliere. Aber ich weiß auch, dass ich etwas gewagt habe, mich durchgebissen habe, den Mut nicht verloren habe und wusste, dass danach irgendwann das kommen wird, was ich eigentlich will. Aber woher weiß man eigentlich immer, dass man das auch will und es nicht etwas ist, wovon andere Leute sagen, dass man es machen müsste oder dass es Zeit ist, es mal zu machen oder nicht zu machen oder auf eine andere Art und Weise zu machen? Darauf habe ich eine einfache Antwort: Andere Leute interessieren sich immer für die Angelegenheiten anderer, weil sie neugierig sind, weil sie Langeweile haben, weil sie sich gerne einmischen, weil sie missgünstig sind oder einfach, weil sie sich für jemanden interessieren und dieses Interesse ernst gemeint ist. Bei jeder Entscheidung und bei jedem Weg, den man beschreitet, sollte man aber wissen, dass es eigene Entscheidungen sind und es nicht die anderen Menschen sind, die diese zu beeinflussen haben, sondern man selbst. Entscheide ich mich heute, eine grüne Hose mit einem pinken Oberteil zu tragen, ist das meine Entscheidung und ich habe sie getroffen, weil ich dazu Lust hatte (oder farbenblind bin, was ehrlich gesagt doof wäre), wenn ich einen Brief lieber schreibe als eine Mail, dann mache ich dies, weil ich ein hoffnungsloser Romantiker bin oder doch gerne die Beschaffenheit von Papier spüre und das Kratzen des Füllers liebe, wenn ich langsam die Worte forme und wenn ich Blumen verschenken möchte, werde ich das tun, weil ich in genau diesem Moment jemand anderem eine Freude bereiten möchte und nicht, weil ich gefragt wurde, wann ich denn mal wieder Blumen mitbringen möchte. Und so sollte es bei allem sein, was einem im Leben passiert. Die Entscheidungen, die man trifft, sollten die sein, die ehrlich das eigene Herz berühren; die ein warmes Gefühl in einem auslösen; die manchmal nicht die richtigen sind, aber im richtigen Moment sich doch als Türöffner für andere schöne Dinge erweisen; sie sollten die sein, die man trifft, weil sie sich gut anfühlen und weil sie die sind, die wir immer wieder so treffen würden; die wir uns für unser Leben vorstellen können, ohne daran zu zweifeln, dass sie uns eines Tages peinlich werden. Habe ich also damals eine richtige Entscheidung getroffen? Ich würde sagen Ja, auch wenn sie mir irgendwann vielleicht einen anderen Weg zeigen wird und momentan vor ein Ziel stellt, dass nun erreicht ist und wiederum aber auch vor eine Leere gestellt hat, weil ich nun erst einmal herausfinden muss, wie es ist, nicht den Seminaren und Vorlesungen, Dozenten und Arbeitsmaterialien, Hausarbeiten und Klausuren hinterher zu hechten. Aber für mein Großes, Ganzes war es die richtige Entscheidung. Und nun meine Frage an euch: Lasst ihr euch von anderen so sehr beeinflussen, dass ihr deshalb keine Entscheidungen treffen könnt und darum Wünschen nicht nach geht? Es wäre schade, denn nur diese öffnen Türen und bereichern das Leben.
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